Spätsommer – Zeit für Kult

September 19, 2009

Seit dem Fantasy Filmfest war ich nicht mehr im Kino, und habe auch nur wenige Filme gesehen. Dafür ein wenig die aktuelle Staffel von „Entourage“ aufgeholt (bislang eher mäßig) und ein wenig in die neue eSport-Doku „Bubble Universe“ gespickt (sehr vielversprechend, startet demnächst). Ein paar Filme gabs dann aber doch noch auf DVD. Und da zieht sich doch glatt ein roter Faden durch die Werke, der mir erst jetzt bewusst wird. Ein roter Faden an Charakteren auf striktem Selbstzerstörungskurs.

The Life and Death of Peter Sellers

Geoffrey Rush spielt den legendären Schauspieler als jemanden, der über keinen eigenen Charakter verfügt. Das macht den Film bisweilen frustrierend. Faszinierend sind die nachgespielten Szenen aus seinen größten Filmen. Einen Einblick in die Welt von Dr. Strangelove in Farbe zu bekommen, macht schon Lust auf mehr. Das ziellose Umherwandern der Hauptfigur vom Regen in die Traufe ist schmerzhaft, so ganz überzeugen konnte mich die Darstellung nicht.

Twin Peaks: Fire Walk with Me

18 Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal die Serie gesehen habe, die meinen Filmgeschmack maßgeblich geprägt hat. Doch in all der langen Zeit und den mehrfachen Twin Peaks Marathons habe ich irgendwie nie den nachfolgenden Kinofilm „Fire Walk with Me“ gesehen. Und so wirklich gebraucht hat den Streifen eigentlich auch keiner. Natürlich bin ich dankbar für jede Gelegenheit, in die faszinierende Welt dieser Kleinstadt einzutauchen, aber das Prequel, noch dazu ohne Lara Flynn Boyle, hat die Lust leider nicht stillen können. Muss man als Fan gesehen haben, aber die Selbstzerstörung der Laura Palmer hätte man auch gut der Fantasie überlassen können.

Easy Rider

Hachja, filmische Bildungslücken. „Easy Rider“ hat mich insofern überrascht, dass er wesentlich ernsthafter war, als ich mir das vorgestellt hatte. Ein Film über das Ende der 60er Jahre, mit faszinierenden wenn auch abstoßenden Episoden. Das perfekte Companion Piece zu „Vanishing Point“.

Withnail & I

Was ein großartiger Film. Irgendwann muss ich mal was darüber gelesen haben, ansonsten wäre „Withnail & I“ wohl nicht in meinem Amazon Warenkorb gelandet. Ich habe die Angewohnheit, interessante Filme sofort zu einer IMDB Liste hinzuzufügen und sie nach und nach auf DVD zu kaufen. Bis ein Film da an der Reihe ist, können ein paar Jahre vergehen, und ich habe schon längst vergessen, warum er es überhaupt auf die Liste geschafft hat. Umso spannender ist es dann aber, sich von einem solchen Film überraschen zu lassen. Und das schafft „Withnail & I“ ohne Probleme.

Auch hier geht es um das Ende der 60er Jahre. Zwei arbeitslose, chronisch betrunkene Schauspieler flüchten für ein paar Tage aus London, nur um so manche Probleme mit dem Landleben und näheren Verwandten zu bekommen. Der Plot ist extrem simpel, der Film lebt einzig von den Charakteren, ihren unfassbar guten Dialogen und verschiedenen, total abgefahrenen Vorkommnissen. Ganz wie bei Fear & Loathing in Las Vegas. Der Film ist dunkel und humorvoll zugleich, ein Feuerwerk an unendlich wiederholbaren Zitaten und denkwürdigen Momenten. Uneingeschränkte Empfehlung.

One week in Film

August 29, 2009

Inglorious Basterds

Ein glorreicher Start in die Woche. Und ein überraschender noch dazu. Dass Tarantino einen Film dreht, der zu unter 50% aus englischen Dialogen besteht, hatte ich wahrlich nicht erwartet. Natürlich war der Film außerordentlich gut. Was kann hier auch schief gehen.

Gewiss, ein wenig ernsthafter hätte es bisweilen zugehen können, aber das hatte QT wohl nicht im Sinn. Einzig die Figur des Hans Landa brachte Tiefgang in die doch recht flache Geschichte. Eine beeindruckende Performance. So bleibt der Film vor allem eines: unterhaltsam.

Magnum Force

Der zweite Film der Dirty Harry Reihe fühlt sich doch deutlich selbst bewusster an, als der erste. Clint Eastwood fühlt sich zuhause in dem Charakter und wirkt deutlich authentischer. Ein sehr kurzweiliger 70er Jahre Actionstreifen, zu dem die Making Ofs (eins aus den 70ern, eins Mitte der 2000er) das nötige Hintergrundwissen vermitteln. Was den Film nur noch besser macht. So leicht durchschaubar die Handlung sein mag, so spannend ist es, die Figuren ihren Weg gehen zu sehen. Ich bin gespannt auf die weiteren Dirty Harrys, The Enforcer liegt bereits griffbereit.

Prime Time

Der Auftakt des Fantasy Filmfest 2009 lief für mich eher enttäuschend. So interessant die Grundidee hinter Prime Time so fade die Umsetzung. Klischeecharaktere, die sich anderthalb Stunden lang in einem einzigen futuristischen Set aneinander reiben, hat Cube schon wesentlich besser hinbekommen. Schnell kommt einem auch Battle Royale in den Sinn, oder The Game, oder Running Man. Das Genre hat viele Ausprägungen, und die meisten besser als dieser triste spanische Möchtegern-Schocker. Einzig den unsäglichen Series 9 schafft es der Film zu übertreffen.

Metropolis

Für den Abend verließen wir den Cinedome um erstmals der Kölner Philharmonie einen Besuch abzustatten. Hier sollte ich das erste Mal Metropolis sehen, in der Version der F.W. Murnau Stiftung von 2002. Mit Liveorchester. Was ein Kontrast zum Fantasy Filmfest, was Setting und Publikum anbelangt. Damen im Abenddress, Männer im Anzug samt Fliege. Wohl eher das klassische Philharmonie-Publikum. Reichlich verloren ließen wir uns auf den starren, schlecht gepolsterten Sitzen nieder. Das Auditorium ist beeindruckend, das Fotographieverbot nicht so ganz nachvollziehbar. Die erste Hälfte des Films war äußerst anstrengend, was wohl meinem Unterbewusstsein recht gab, dass sich seit Jahren um diesen Film drückt. Doch nach der Pause nahm der Film Fahrt auf, die zweite Halbzeit verging wie im Fluge. Mit dem Orchester war ich nicht ganz so zufrieden. Solide Arbeit, keine Frage, aber wenn schon live, dann hätte ich auch ein paar Experimente erwartet, statt simplem Nachspielen der Vorlagen. Verschenkte Chance, interessanter Film, faszinierendes Ambiente.

Tenderness

Als wenig fantasiereich entpuppte sich dieser Russell Crowe Film, der offenbar seit über einem Jahr in Hollywoods Regalen verstaubt. Und ich verstehe warum. Rund 2/3 des Films ziehen ihre zweifelhafte Spannung aus der Tatsache, dass der Drehbuchautor dem Zuschauer bewusst Informationen vorenthält, die sich letztlich alle als völlig banal herausstellen. Was ein Memento in ein geniales Stilmittel verpackt, sorgt hier nur für Frustration. Stilistisch ist der Film irgendwo zwischen No Country for Old Men und Gone Baby Gone verortet, ohne auch nur ansatzweise die Klasse der beiden Filme zu erreichen. Crowe ist übrigens nicht der Hauptdarsteller, sondern spielt eine eher unwichtige Nebenrolle. Drei Tage später weiss ich nicht mal mehr wie der Film ausging. Nett, aber nicht empfehlenswert.

District 9

Für den nächsten Film hieß es erstmal ordentlich Schlange stehen. District 9, ausverkauft. Der Hype um den Film hat die deutschen Geeks seit ein paar Wochen fest im Griff, kaum einer ließ sich die Chance entgehen, den Film ein paar Wochen vor Release zu sehen. Vorbereitet war ich durch ausgiebige AICN Coverage und den Kurzfilm Alive in Joburg, der mir sehr gut gefallen hat. Ich wusste bereits, dass der Film seinen Mockumentary Stil nicht durchhalten würde, war aber letztlich doch etwas enttäuscht, dass der Film stattdessen in eher klassische Actionmuster verfiel.

Die Grundidee ist grandios, keine Frage. Man sieht dem Film sein niedriges Budget nicht an, der Hauptdarsteller ist gut, es gibt Spannung, Überraschungen, Schockmomente. Aber alles in allem hatte ich mir mehr Kopfnahrung erhofft. Die Rassismus-Komponente wird in breiten Pinselstrichen gezeichnet mit wenig Raum für Subtilität. Ich bin ähnlich enttäuscht wie annodazumal von Independence Day, den ich nach der ersten Frustration sehr zu schätzen gelernt habe. Ich vermute District 9 wird bei mir ähnlich reifen.

Black Dynamite

Mitternachtsfilme bei Festivals genießen ja einen ganz speziellen Ruf, und mit meinem Erstling hab ich direkt ins Schwarze getroffen. Black Dynamite ist ein unfassbar unterhaltsamer Film, der wohl erst in einem derart offenen Publikum seine volle Güte entfalten kann. Blaxploitation kenne ich quasi nur aus Reminiszenzen wie Undercover Brother, dem 90er Shaft oder dem großartigen How to Get the Man’s Foot Outta Your Ass von Mario van Peebles. Diverse AICN Kritiken bestätigen aber meinen Eindruck, dass der Film sehr wohl ernstzunehmen ist, und das Genre einfach so over-the-top angelegt ist. Gewiss, viele Details sind mir entgangen, wie die offenbar bewusst schlechte technische Umsetzung des Films, von der mir nur das starke Rauschen auffiel. Aber selbst mit mangelhaftem Hintergrundwissen kann man Black Dynamite in vollen Zügen genießen.

Thirst

Chan-Wook Parks JSA zählt zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Die DVD habe ich so oft verliehen, dass ich nicht mehr weiss, wer sie letztlich behalten hat. Nach Oldboy habe ich erstmal zwei Filme ausgelassen, die ich noch dringend nachholen muss. Thirst war glücklicherweise ähnlich faszinierend wie Parks erste drei Werke, und nicht wie befürchtet ein Actionslasher. Die ruhige Art des Films und tiefgehend gezeichneten Charaktere fesseln die vollen zwei Stunden, auch wenn dem Film ein wenig Kürzung gut gestanden hätte. Vampirfilme kenne ich eigentlich nur aus den letzten 20 Jahren, kann also kaum ein abschließendes Urteil über den Platz von Thirst im Kanon abgeben. Am ehesten erinnert hat er mich an Werner Herzogs Nosferatu, der trotz spektakulärer Einzelszenen doch eher interessant war, an einer melodramatischen, nachdenklichen Stimmung, mit Raum für Charakterentwicklung. Auch wenn die Wege der beiden Hauptakteure eher entgegengesetzt verlaufen zu Nosferatu, so bietet die Grundstimmung doch eine ganz ähnliche Fläche für Gedankenprojektionen. Wer seine Vampirfilme gerne auch mal etwas ruhiger mag, darf gerne zugreifen. Was nicht heißen soll, dass das Blut hier nicht kübelweise fließt.

Moon

Natürlich ausverkauft. Offenbar bekommt Moon in Deutschland die tolle Spezialbehandlung einer Direct-to-DVD Veröffentlichung, was eine Schande ist. So sehr ich doch ein paar Probleme mit Moon hatte, so schade ist es, dass einem solchen Film das große Publikum verwehrt bleiben soll. Wenn selbst ein Sunshine in Hellraiser-ähnliches Territorium zurückfällt, ist Moon einfach nur erfrischend zu nennen. Ganz ohne Schockmomente schafft es der Film, eine anregende Science-Fiction-Geschichte zu erzählen, und das bei offenbar sehr niedrigem Budget. Die Art und Weise ist mutig, schließlich gibt es nur ein angedeutetes Happy End, und noch dazu den Tod der Hauptfigur. Keine Weltraumschlachten, keine greifbaren Bösewichter, kein bisschen Space Opera weit und breit. Dafür muss man dem Film salutieren, der seine rund anderthalb Stunden Laufzeit wie im Fluge vergehen lässt. Wie auch bei District 9 störte mich auch hier die Begrenzheit der Handlung. Die zugrundeliegende Welt wird nur am Anfang und am Ende angedeutet. Wie gerne ich mehr von dieser Welt gesehen hätte.

2008

Dezember 30, 2008

Spiele Tops:

– GTA IV – das mich endlich zur XBOX 360 geführt hat. Daher in doppelter Hinsicht großartig
– Defense of the Ancients 6.57b – In der Evolution dieses faszinierenden Multiplayergames die bislang beste Version. Das Spiel/Die Map hat mich dieses Jahr am meisten beschäftigt.
– Guitar Hero 3, GH:World Tour, Rock Band – Auch diese Welt hat sich mir erstmalig eröffnet und für viele viele großartige Spielstunden mit Kollegen, Musikerfreunden und Eltern gesorgt, mit dem Highlight eines Auftritts vor bestimmt 60 Leuten in der Mosh Pit bei unserer Weihnachtsfeier.

Spiele Flops:

– Colonization – Einfach nur lahm, vor allem im Vergleich zu Civ4.

Ansonsten einiges an Mittelmaß, das mir gut gefällt, aber auf meiner Hitliste keinen Platz hat, wie Left 4 Dead und das erste Scene It.

Musik Tops:

Neue Alben hab ich kaum gehört, daher eher Konzerte.

– Haldern Pop (insbesondere Jamie Lidell, Editors, The National) – Für mich das einzige Festival.
– Chikinki – Ich hätte sie live nie sooo gut erwartet. Großartig.

Musik Flops:

– Kings of Leon – Wobei meine Abneigung gegen das Konzert sicher auch mit der furchtbaren Konzertlocation und dem komplett unrockigen Publikum zu tun hat. Einfach nur peinlich.

Filme Top 20:

Ungesehen: The Wrestler, Iron Man und Curious Case of Benjamin Button, die sicher auch ihren Platz finden würden.

1. Milk – Umwerfendes Schauspiel von Sean Penn, ein durchweg inspirierender, unterhaltsamer Film, vor allem wenn man die zugrundeliegende Historie nicht kennt.

2. Slumdog Millionaire – Traumhaft schöner und zugleich harsch brutaler Film.

3. Waltz with Bashir – Nicht nur bester animierter Film, sondern auch noch bester Dokumentarfilm des Jahres. Eine faszinierende, düstere Traumwelt, die wohl leider allzu real ist.

4. Religulous – Für Nicht-Amerikaner ein auf verschiedenen Ebenen zum Schießen lustiger Film über religiöse Befindsamkeiten. Größter Spaß des Jahres im Kino für mich.

5. Encounters at the End of the World – Werner Herzogs bestechend schön gefilmter und durchweg skuriller Antarktis-Film, dessen einzige Pinguine unter schwerwiegenden, psychischen Krankheiten leiden.

6. RocknRolla – Humorvoll, überraschend, packend, actionreich – beste Kinounterhaltung

7. W – Zahmer als von Stone erwartet, aber Josh Brolins umwerfende Bush-Performance lässt einen selbst nach 30h Schlafentzug gebannt auf die Leinwand starren. Noch nie hat diese Person für mich menschlicher und greifbarer gewirkt.

8. Cloverfield – Erst spät auf DVD gesehen. Hatte ich nach all dem Hype eigentlich abgeschrieben, hat mich daher umso mehr überrascht. Anspannendstes Filmerlebnis des Jahres.

9. Burn After Reading – So liebe ich meine Coen-Filme mit ihrem herrlich schrägen Humor. Dürfte nach mehrmaligem Schauen weiter nach oben rutschen.

10. Synecdoche New York – Niemand verbindet heutzutage abstruses und menschelndes wie Charlie Kaufman. Auch wenn wie bei vielen seiner Filme ne Menge Fragezeichen überbleiben, so habe ich doch immer noch diverse Charaktere, Szenen und Handlungsstränge im Kopf, die mich einfach nicht loslassen wollen. Insbesondere das brennende Haus verfolgt mich. Hoffmann ist unfassbar gut in diesem Film, und die Emily Watson/Samantha Morton Double-Story ist für mich der beste filmische in-joke des Jahres.

11. WALL E – Pixar lässt mich weitestgehend kalt, umso mehr hat mich WALL E überrascht. „deeply engaging“ würde der Engländer wohl sagen.

12. The Dark Knight – Ledger hin oder her, der letzte Akt ließ mich weitestgehend kalt. Hochwertige Unterhaltung, aber wurde für mich dem Hype nicht gerecht.

13. Frost/Nixon – Der Trailer hing mir irgendwann zum Hals raus, umso überraschter war ich, dass der Film weit mehr zu bieten hatte, als die kurzen Quotes. Ruhige, hoch unterhaltsame Charakterstudie.

14. Mongol – Episch, packend, trivial – sehr amüsant. Conan der Barbar mit Mongolen.

15. American Teen – Faszinierender Einblick in die triviale Lebenswelt amerikanischer Teenager. Wichtigste Erkenntnis aus dieser Doku: Ein Glück blieb ich vom amerikanischen Schulsystem verschont.

16. Jesus Christus Erlöser – Klaus Kinski erleidet über 90 Minuten einen Nervenzusammenbruch und kann nicht ganz zwischen Jesus und sich selbst unterscheiden. Was will man mehr?

17. Paranoid Park – Auf einer Ebene mit van Sants Last Days und Elephant. Diese Filme üben auf mich eine hypnotische Wirkung aus, der ich mich nicht entziehen kann.

18. Appaloosa – Actionloser Western, der allein durch die anziehende, distanzierte Männerfreundschaft zwischen den Charakteren von Ed Harris und Viggo Mortensen begeistert.

19. Sukiyaki Western Django – Takashi Miikes „Für eine Handvoll Dollar“ Remake, mit japanischen Schauspielern, die so schlecht Englisch sprechen, dass der Film komplett untertitelt werden muss. Wie gewohnt komplett abstrus, aber auch sehr unterhaltsam, selbst ohne Quentin Tarrantinos surreale Szenen.

20. JCVD – Jean Claude van Damme als er selbst, ironisch, humorvoll, überraschend, erfrischend anders. Großartiger kleiner Film, für den man sich von einigen Vorurteilen freimachen sollte.

Insgesamt das beste Kinojahr des Jahrzehnts für mich, da ich dank längerer Nordamerikaaufenthalte endlich die Chance hatte, die wichtigsten Filme des Jahres in selbigem zu sehen, und das im Originalton in wunderschönen Kinos, insbesondere dem Arclight in LA und den Ritz Kinos in Philadelphia, beide wärmstens zu empfehlen.

Serien:

Flight of the Conchords – Alles was zwischen den Songs passiert ist so lala, aber die Musikeinlagen sind grandios.
Curb Your Enthusiasm – Nur die erste Staffel bislang gesehen, die hat mich dafür aber umgehauen.
Entourage Staffel 5(? – die neuste halt) – Guilty pleasure, aber sowas von.

Bücher:

– Art Linson: What Just Happened?
– Charles Bukowski: Hollywood
– Derek Hill: Charlie Kaufman and Hollywood’s Merry Band of Pranksters, Fabulists and Dreamers

Insgesamt ein großartiges Jahr, das mich ein mal mehr wünschen lässt, der Tag hätte mehr als 24 Stunden. Meine Stapel an ungelesenen Büchern, ungespielten Spielen und ungesehenen DVDs sorgen für genausoviel Unbehagen wie Vorfreude.

Ups and Downs

Oktober 23, 2004

Pirates of the Caribbean: Ich mag Piratenfilme, es gibt viel zu wenige davon. Und Pirates sah die erste halbe Stunde nach sehr netter Unterhaltung aus. Doch selbst die durchweg annehmbaren Schauspieler konnten den Film für mich nicht mal ins Mittelmaß emporheben. Die ständigen Wiederholungen gehen extrem an die Nerven, zumal sich die Story nur im Kreis dreht. Man merkt dem Film die vielen Drehbuchautoren an, die Handlung hat Lücken ohne Ende. Wie man Schwertkämpfe zwischen Unsterblichen spannend umsetzt, kann man in Highlander beobachten, hier wirkt es einfach nur lächerlich und sinnlos, da helfen auch keine selbstironischen One Liner. Dazu kam der unpassende Score, der das ganze wie ein Bad Boys mit Segelbooten erscheinen ließ. Es sah ja alles ganz nett aus, und auch die Anspielungen auf den Theme Park Ride kamen bei mir gut an, aber insgesamt war es trotz niedriger Erwartungen ein sehr unbefriedigendes Filmerlebnis.

24 Hour Party People: Musikalisch fand ich die erste Hälfe wesentlich interessanter, weil ich die Musik von Bands wie den Stooges, Sex Pistols und Clash zumindest auszugsweise kenne und schätze, während ich mit den später portraitierten Happy Mondays bisher keinen Kontakt hatte. Aber das war nicht wirklich wichtig. Bisher mied ich Michael Winterbottoms Filme trotz großartiger Kritiken, da ich eine starke Abneigung gegenüber Dogma Filmen pflege und ihn aufgrund einiger Reviews dieser Stilrichtung zuordnete. Nach Code 46 und 24 Hour Party People bin ich jedenfalls eines besseren belehrt. 24PP bietet meiner Ansicht nach einen nahezu revolutionären Ansatz was Biopics angeht. Die Art wie hier Fiktion und Dokumentation gemischt werden, ist eine Freude mit anzusehen. Dass Steve Coogan (und andere) öfters mitten in Szenen zum selbstreferentiellen Erzähler werden, ist eine tolle Idee. Die Kooperation mit vielen der portraitierten Leute resultiert nicht nur in unzähligen Cameos sondern auch in einem überzeugenden, wenn auch lückenhaften, Rückblick auf ein faszinierendes Stück Musikgeschichte.

The Stepford Wives: Ich habe weder das Original gesehen noch das Buch gelesen. Es ist nahezu ausgeschlossen, dass sie auch nur ansatzweise so dämlich und sinnentleert sind, wie diese Möchtegern Gesellschaftskritik. Vollkommen fern jeglicher Realität werden SciFi Elemente, Klischeecharaktere und eine unsagbar bescheuerte Story gründlich durchgemixt. Die ersten fünf Minuten wirken wie eine Traumsequenz, und die nach einem plötzlichen Schnitt aufwachende Nicole Kidman hat auch genau den „Alptraum“ Gesichtsausdruck. Selbst wenn man darüber hinwegsieht, geht die interne Logik bereits nach knapp 30 Minuten flöten, als NK morgens tausende von Küchlein gebacken hat. Es macht wenig Sinn auf alle Details einzugehen, die keinen Sinn machen. Die letzten 15 Minuten senken das Niveau der Geschichte nochmal um einige Level, so dass man am Ende nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Die wenige Sozialkritik wird beständig durch irgendwelche bekloppten Ideen verwässert, vor allem beim „Happy End“ wird dies deutlich. Das einzig gute an dem Film: Nicole Kidmans One Line.

State and Main: Hollywood Parodie von David Mamet? Aber immer doch! Der Film hat einige sehr lustige Szenen, und ist vom Aufbau her natürlich nahezu perfekt. Leider fehlt dem ganzen doch ein wenig der Biss, zumindest für Außenstehende wie mich. Da die Parodie nie ins Alberne verfällt, kann man State and Main jedem empfehlen, der gerne gute „Filme über Filme“ sieht.

Babylon 5

September 12, 2004

Es steht immer die Frage im Raum, wieviel Zeit sollte man einem Film widmen, wenn man eine qualifizierte Meinung zu ihm abgeben möchte. Muss man ihn mehrfach gesehen haben? Muss man sich im Genre oder Ursprungsland des Films auskennen? Muss man stundenlang über einem Review brüten, um auch ja alle wichtigen Punkte sorgfältig abzuhandeln? Man muss nicht, aber man kann, dem Lesevergnügen ist es sicher nicht abträglich. Andererseits ist es unmöglich jede Meinungsäußerung genau abzuwägen und zu jedem Film ausufernd zu schreiben, wenn man nicht gerade dafür bezahlt wird. Ich bin meistens schon froh, wenn ich kurz nach dem Genuss eines Films in einem kurzen Paragraph meine Eindrücke schildere. An der Einschätzung von Filmen kann man sehr gut persönliche Entwicklungen festmachen. Selbst ein kurzer Text ist aussagekräftiger als eine einfache Bewertung wie bei der IMDb.

Ich mag Filme die ich nicht immer ganz verstehe, vorausgesetzt diese sprachliche Differenz ist vom Regisseur gewollt. In Blueberry werden Englisch, Französisch, Indianisch und einige andere Sprachen gemixt, um zu symbolisieren was für ein Schmelztiegel von Nationen der Wilde Westen gewesen ist. Überhaupt will der Film eine Menge symbolisieren, was einem besonders während der geschätzt 10-minütigen, gefühlt 100-minütigen Sequenz mit computeranimierten Schlangen, Insekten, Tunneln, Farben etc besonders bitter aufstößt. Scheint der Film am Anfang nur halb Sinn zu machen, nimmt dieses Verständnis erstaunlicherweise mit jeder Minute ab. Bis auf das babylonische Sprachenwirrwarr und die ein oder andere imposante Szene ist der „mythische Western“ deutlich misslungen, da hat mir der in eine ähnliche Scharte schlagende Ravenous deutlich besser gefallen.

Eher auf Blade Runner Niveau was die Sprachenvielfalt angeht ist Code 46, Englisch ist die Hauptsprache, aber es gibt unzählige Lehnwörter aus diversen Sprachen, vornehmlich Chinesisch. Aber da enden die Ähnlichkeiten bei weitem noch nicht, sowohl was Atmosphäre als auch was Story angeht, gibt es unübersehbare Parallelen. Glücklicherweise sind die Filme auch nahezu gleich gut. Auf Details der Story möchte ich gar nicht genauer eingehen, ich wusste vorher nicht mal vom durchaus prominenten Hauptdarsteller. Der Film ist eine sehr schöne Erfahrung, je weniger man vorher weiss desto besser. Insgesamt fehlt es allerdings an Innovation und ein wenig am Budget um auf einem Level mit Blade Runner zu stehen.

Gar nicht so schlecht wie sein Ruf ist der Punisher. Insgesamt wohl der schlechteste Marvel Film den ich bisher gesehen habe, aber was heißt das schon. Die Kitschelemente will ich gar nicht wegdiskutieren, ich habe sie erwartet. Ich fand die Nebenstory mit den Nachbarn einfach großartig, da ich sie als Ersatz für endlose Flashbacks zu Erinnerungen an seine Familie sehe. Noch dazu sind es nette kleine Charaktere, die relativ wenig mit der Handlung zu tun haben, eher ungewöhnlich für einen Film dieser Machart. Auch die Actionszenen sind eher untypisch, auch wenn es schwer fällt zu sagen, was den Film jetzt genau von der Bruckheimer Schiene unterscheidet. Das größte Manko des Films ist, dass schlicht zu wenig passiert in Sachen Story. Das mag bei Rachefilmen so üblich sein, aber die Art und Weise wie im Hauptbogen von Punkt zu Punkt gesprungen wurde, nahm einen ein wenig aus dem Film heraus.

Wesentlich besser gefallen hat mir Nine Queens, ein argentinischer Con-Film. Es geht um Kriminelle, scheinbar wie es Roger Ebert in seinem Review so treffend formulierte. Ich verliere ungern Worte über Filme wie diesen, man sollte sie einfach gesehen haben. Der Gentleman schweigt und genießt.

Spartan ist ein sehr interessanter Film. Als bekennender Val Kilmer Fan hat mich der Film umso mehr beeindruckt, als ich ein langatmiges Hollywood Thrillerchen erwartet hatte. Aber nun weiss ich endlich wer David Mamet ist. Und verdammt, der Mensch hat es drauf. Scheinbar gibt es noch wesentlich bessere Filme von ihm, die ich mir sicher nicht entgehen lassen werde. Der Spartaner ist auf jeden Fall ein guter Einstieg, zumal ich von der politischen Komponente sehr angetan war.

Meine Gedanken kreisen weiter um Shaun of the Dead, Night Watch und Garage Days.

Verschiedene

September 11, 2004

Wenig Zeit, viele Filme.

Joint Security Area: Mein liebster von den 3 Park Filmen, ich mag Filme mit politischer Tiefe. Die Story verlässt nie die Pfade der Realität, was dem Sehvergnügen zu Gute kommt. Einfach brilliant.

One Missed Call: Interessant für Miike Fans, aber insgesamt etwas zu uninspiriert. Beweist aber, dass Miike jederzeit auf den Asia Horrorzug mitaufspringen könnte, wenn er wollte. Immerhin schafft er es auch ohne gruslige Beleuchtung und mit eher geringem Musikeinsatz eine Grundspannung aufrecht zu erhalten. OMC wirkt viel realer als die Dark Waters, Kairos und Co, wenn man von den obligatorischen übernatürlichen Einflüssen absieht. Man könnte zwar auch auf OMC gewissen Interpretationsschemen anwenden, aber ich bezweifle, dass das im Sinne des Erfinders ist. Ein paar Szenen sind richtig gut, vor allem die Sache mit den TV-Leuten war sehr clever gemacht. Insgesamt aber eher nicht zu empfehlen, Miike hat besseres zustande gebracht.

Coffee & Cigarettes: Vielleicht war ich einfach nicht in der richtigen Stimmung, jedenfalls hat mich der Film bis auf die Molina/Coogan Episode und vielleicht das Stück mit Tom Waits und Iggy Pop eher gelangweilt. War alles ganz nett, aber im Gegensatz zu durchgängigen Dialogfilmen einfach zu oberflächlich.

Auto Focus: Ergäbe mit dem nächsten Film zusammen sicher ein nettes Double Feature. Ein Käfig voller Helden habe ich immer ähnlich gesehen, wie die ersten Reaktionen im Film dargestellt werden. Zu Schulzeiten gab es den einen oder anderen Fan der Serie, die schier endlos auf Kabel 1 vor sich hin rotiert. Von daher hat mich der Werdegang von Bob Crane eher weniger berührt, ich hatte keinen Bezug zur Person. Die Darstellung von Greg Kinnear und Willem Dafoe ist umso höher anzusehen, denn ihnen zuzusehen ist eine Freude. Abseits dessen lässt einen die Story zu weit außen vor, um irgendwas zu empfinden außer Verwunderung über diese merkwürdigen Gesellen.

Gettin The Man’s Foot Outta Your Badaaasss: Oder so ähnlich. Selbst ohne den guten Mann zu kennen, der da porträtiert wird, oder einen der Filme dieser Ära gesehen zu haben, kann man nur mitgerissen werden von dieser wahrhaft inspirierenden Story eines angehenden schwarzen Filmemachers im Hollywood der frühen 70er. Man spürt in jeder Szene wieviel Herzblut in diesen Film gesteckt wurde, sowohl in dieses Biopic, als auch in das porträtierte Original. Der Film strotzt vor verrückten Ideen und Charakteren. Dass all das so oder so ähnlich tatsächlich passiert ist, hebt den Film noch weiter heraus. Noch dazu kommen die vielen handwerklichen Spielereien, die immer wieder eingestreut werden.

Delicatessen: Ich hatte gehofft, ich würde diesen Film mehr mögen. Aber im Vergleich zu Amelie oder der Stadt der verlorenen Kinder zieht Delicatessen klar den Kürzeren. Einzelne Szenen sind aber wirklich hervorragend, besonders wenn mit Sound gespielt wird.

One Point O: Komischerweise hat mich der fortwährende Low Budget Look enorm genervt. Die Story schrie förmlich nach einer spektakulären Auflösung, aber einen Twist sucht man hier vergeblich. Das ganze ist eher eine Art Cyber/Drogen-Krimi, die paar Science Fiction Elemente wirken aufgesetzt und deplatziert. Eine Erklärung für den Mix aus Retro (Scheibentelefone etc) und Moderne vermisst man, was vermuten lässt, dass der Look des Films wenig mit dem Inhalt zu tun hat. Auf der Schiene des Films gibt es besseres.

Als nächstes folgen Night Watch, Nine Queens, Spartan, Code 46, Blueberry und Shaun of the Dead.

Big Saddles in UHF

August 10, 2004

Es ist selten, dass man in der so schnelllebigen Gegenwart die Zeit findet, mit Freunden eine Nacht lang Filme zu schauen. Erstaunlich auch, dass es ganz unbewusst auf ältere Filme hinauslief, die allerdings dem Alkoholpegel der Versammlung angepasst waren. Den Auftakt machte Mel Brooks frühe Western Komödie Blazing Saddles, die herrlich blöden Humor en masse bietet. Fast 30 Jahre vor Schuh des Manitu hat Brooks gezeigt, wie eine Parodie in diesem Genre auszusehen hat. Nicht dass der Film ein Meilenstein irgendeiner Art gewesen wäre, aber gerade in angeheitertem Zustand funktioniert der Humor.

Darauf gefolgt ist Big Trouble in Little China, den ich schon lange einmal sehen wollte, aber nie dazu gekommen bin. Leider hat der Film meine Erwartungen enttäuscht. Ich mag John Carpenter Filme eigentlich sehr, aber Big Trouble war streckenweise viel zu konfus um ansprechend zu unterhalten. Der Film ist schlecht gealtert, und das liegt sicher nicht an den Special Effects. Kein Vergleich mit Ghostbusters oder Raiders.

Den Absch(l)uss bildete dann Weird Al Yankovics UHF. Insgesamt ein lustiger Film, den man auch mehrfach durchstehen kann, aber die zweite Hälfte hinkt schon stark hinter der ersten her. Die meisten Gags sind klassisch und Weird Al muss man einfach mögen, insgesamt muss man allerdings sagen, dass die 80er wesentlich bessere Parodien hervorgebracht haben.

Double Features

August 3, 2004

Was ist ein Double Feature? Das ist, wenn man sich zwei Filme hintereinander anschaut! Der Knackpunkt bei dieser Sache ist, dass man sich entweder zwei Filme aussucht die möglichst viele Gemeinsamkeiten haben, bzw. eine direkte Verbindung aufweisen können. Oder man sucht sich extrem gegensätzliche Filme aus, was durchaus Gefühle wie „Shock and Awe“ hervorrufen kann. Gestern habe ich zwei Filme gesehen, die inhaltlich wenig gemein haben, aber durch ihren Stil untrennbar verbunden sind.

Während Eternal Sunshine of the Spotless Mind eng an tatsächlicher Realität angelehnt ist, scheint The Singing Detective deutlich abgedrehter zu sein. Erst wenn man ein wenig Zeit hatte, um die Filme zu verdauen, erkennt man die Parallelen richtig deutlich. Eternal Sunshine spielt sich zwar zum Großteil in Erinnerungen ab, wohingegen der Detective in Fantasiewelten abdriftet, die noch wesentlich unrealer erscheinen, als Joels Kampf gegen das Ich.

Beide Filme haben gemein, dass sie sich nicht wirklich an soetwas wie eine Timeline halten. Zu sagen, welcher Film das Konzept weitergebracht hat, ist unmöglich. Eternal Sunshine bemüht sich in seiner Abgedrehtheit immer um reale Situationen, was man vom Singing Detective nicht behaupten kann. Zumindest nicht auf den ersten Blick, den schließlich scheint das Werk, und ich rede hier von der 2003er Neuauflage, starke autobiografische Einflüsse zu haben.

Die Rolle der Freundin hat Kate Winslet wesentlich besser drauf als Robin Wright Penn, die an der Ambiguität scheitert, die Winslets Rolle so perfekt macht. Jim Carrey liefert eine seiner besseren Leistungen ab, verzichtet auf irgendwelche comic fits und kommt erstaunlich real rüber. Auch Singing Detective hat eine männliche Hauptrolle, die gegen ihr Image anspielt, Robert Downey Jr., der eine erstaunliche Wandlung durchgemacht zu haben scheint.

Was beide Filme so interessant macht und zusammen passen lässt, ist ihre freie Interpretation von Wirklichkeit. Sie springen so schnell zwischen so vielen Sachen hin und her, von denen eine fantasievoller und hinreißender ist als die andere. Aber leichte Kost sind sie deswegen noch lange nicht. Besonders der Singing Detective ist streckenweise starker Tobak, wie eine Mischung aus Elephant Man, Blue Velvet und Twin Peaks. Ich würde zu gerne mal die BBC-Serie sehen, auf der der Film basiert.

Was sie ebenfalls gemein haben, ist, dass diese Filme schwer in Worte zu fassen sind, und man gerade Uneingeweihten die Möglichkeit geben sollte, diese grandiosen Leinwandperlen „fresh“ zu sehen. Eine ausdrückliche Empfehlung sollte reichen, sofern man nicht in Vergangenheit bei seinen Filmfreunden extrem negativ aufgefallen ist (z.B. indem man ihnen ohne Warnung Filme wie Vulgar aufbürdet).

Himmel und Hölle

Juli 29, 2004

Zwischen diesen Extremen war ich die letzten Tage hin- und hergerissen. Zum einen musste ich mich durch eine wahrhafte Höllentour quälen, und das als jemand, der vielleicht zwei Tour de France Etappen verpasst hat. Nicht dass der Film eine totale Katastrophe wäre, das ist er nicht. Aber er geht eindeutig zu lange. Ein Dokumentarfilm von über zwei Stunden Länge muss einfach etwas weniger Wiederholungen bieten. Fakten und Bilder waren tadellos, aber warum man das Maß was vernünftigen Schnitt und Weglassen von Material nicht richtig schlagen konnte, bleibt mir ein Rätsel. Die Thematik ist einfach nicht spannend genug. Die größtenteils gefakete Soundspur tat ihr übriges.

Im Himmel befand ich mich dagegen, bei der nun vierten oder fünften Betrachtung der ersten Folge von Spaced. Dieses britische Serien-Kleinod ist ein Wunder in jeder Hinsicht. Humor, Charaktere, Schauspieler, Schnitt, Regie, Musik, Setdesign, alles nahezu perfekt. Keine Szene die nicht vor Innovation und Witz sprüht, die mit Kamera und Charakteren, mit Bild und mit Ton spielt. Und das alles wird noch kombiniert mit einem beständigen Bezug zu jedem denkbaren Teil der Popkultur, sei es moderne Kunst, Comics, Techno oder Star Wars. Wenn man ins Detail gehen würde, könnte man in Romanlänge über die Serie schreiben. Mit dem Erscheinen von Shaun of the Dead, dem ersten Feature Film der Spaced Erschaffer, wird Spaced auch ins Rampenlicht rücken. Eventuell gibt es ja sogar mal eine DVD mit allen vierzehn Folgen, welche ich dann kurzerhand zur besten DVD aller Zeiten ausrufen müsste.

Vom Weihnachtsmann und sprechenden Motorrädern

Juli 24, 2004

Terry Zwigoff hasst die Menschheit. Die Geschichten, die sich um seinen ersten Film Crumb drehen, sind fast noch interessanter als sein Sujet, auch wenn das kaum vorstellbar scheint. Ghost World ist ein Film zum Träumen für Leute, die Menschen hassen. Es ist ein Geschenk, US Filme über Menschen zu sehen, die wirken, als ob sie echt sein könnten. Und das ausgerechnet bei einer Comic-Verfilmung. Ach, ich vergas das da unten… Bad Santa schlägt in einer ähnliche Scharte. Billy Bob Thornton ist eine ideale Besetzung, zumal er nach eigener Aussage selbst einen Großteil des Drehs besoffen war. Anders hätte er es wohl auch nicht mit Misanthrop Zwigoff ausgehalten.

Herausgekommen ist ein grandioser Weihnachtsfilm, der zwar blöd aber nicht doof ist. Die Art und Weise wie Zwigoff mit Musik und Kamera spielt, ist eine Freude für selbsternannte Cineasten. Die Gags ziehen fast alle, man wird blendend unterhalten. Mindestens genau so gut unterhält der Zeichentrick Kurzfilm La Vielle Dame et les Pigeons, die alte Dame und die Tauben. Das hypergeniale Erstlingswerk von Sylvain Chomet zeigt erst wirklich seinen Stil, wenn man zuvor nur Triplettes de Belleville kannte. Er zeigt die hässliche Seite in allem, in wunderhübschen Zeichnungen. Sein Humor ist grandios, und ich kenne keinen Zeichentrickkünstler, der so effortless Schönheit und Hässlichkeit, Traurigkeit und Witze zusammenbringt.

Ein Talent, dass Jack Black, Ben Stiller und Owen Wilson nicht haben. Zum Lachen bringen können sie einen aber, und zwar gehörig. Ihre Pilot-Folge zu Heat Vision and Jack ist ein Feuerwerk des schlechten Geschmacks. Die Einleitung von Ben Stiller allein ist schon das Eintrittsgeld wert. Ein Feuerwerk an Special Effects verkündet er, kurz bevor er ein Foto von George Lucas zerreißt. Two Thumbs Up. Schon nach der ersten richtigen Szene weiß man allerdings, in welche Richtung die Serie hätte gehen sollen: Trash Trash Trash. Das Trash Verlangen wird vollauf befriedigt, Jack Black als Astronaut, der zu nahe an die Sonne flog und seitdem bei Tage zu einem hyperintelligenten Genie wird, ruled jede Szene. Owen Wilson spricht das Motorrad, das in herrlich altmodischem Stop Motion animiert wurde. Die Dialoge sind extremst überdreht und sorgen immer wieder für Lacher. Auch wenn Story und Effekte schamlos aus den 50ern geklaut wurden, und sich die Knight Rider Parodie auf das sprechende Motorrad beschränkt, sollte man sich Heat Vision & Jack nicht entgehen lassen, wenn man die Chance dazu hat.